25 Jahre Plattdeutsche- Bühne Haltern am See

 Heinz Kallhoff

 

 

De Plattdüütske Bühne Haltern wett fiewentwintig

 

Van „Miene Tante – diene Tante“ büs „Veer Hänne för een Euter“

 

 

 

Fröehsummer 1988: Dat groote Ächterzimmer van’t Lokal Reismann up de Riäkumer Straote is up’n 9. Juni proppenvull. Eene bunte Riege van Mensken kamm an düssen Aobend tesammen, wull gued twee Dutz Frau- un Mannslüe. Obschonst de allermeesten eegentlick van Huus ut Hälterske Paohlbüörger wassen, häfft sick ennigen büs daohen no gar nich persönlick kannt un saogen sick an düssen Aobend villicht dat irste Maol. To de Versammlung bi Reismanns harr Uli Backmann dör Artikel in de Lokalpresse uproopen. Met met wennige Gliekgesinnte harr he sick vörnuohmen, in usse Seestadt endlicks eenen Plattdüütsken Theaotervereen in’t Liäben te roopen.

 

 

Platt, de olle mönsterländske Moderspraoke, wass daomaols in Haltern no recht lebennig. De allermeesten Ölleren konnen Platt no küern off tominnest gued verstaohn. Dat Intresse an plattdüütske Döhnkes, Vertellkes un Tiedungsbiedriäge wass ungebruoken. Bloß dat Theaoterspiäl in de olle Mundart wass met de Tied, wennigstens in Haltern-Midde te kuort kuommen, jao, so gued äs utstuorwen.

 

 

 

 

 

In de Jaohren vör un nao den twedden Krieg gafft wennigstens no aff un to gued besochte Upfüehrungen dör den Sixtus-Kirkenchor un de Hälterske Kolpingfamillge, ook Gastspiäle ut Riäkelkusen in’t Deli-Theater funnen meest een begeistert Publikum. Etlicke Intresseerte mooken sick daomaols ook manksen up’n Patt in de Naoberschop, üm in Sythen un Ranstrop Upfüehrungen up Platt te besöeken. Aowwer eenen eegenen Plattdüüstken Theaotervereen harr de Stadtmidde büs daohen no nich up de Beene stellen konnt.

    

 

 

 

Gründungsversammlung bi Reismanns

 

 

 

Höchste Tied also, düssen kulturellen Mangel afftehelpen. Jüst daorüm kammen de fiewentwintig Lüe an düssen Aobend bi Reismanns „Buer“ tesammen. Un womet kuum eene van de intresseerten Besöeker riäket harr, all wennige Wiäken läter, äs sick de Gruppe dat twedde Maol in de Wärtschop drapp, üm „Niägel met Köppe“ te maaken, wuor een Vereen in’t Liäben roopen. Met alls, wat daobie häört, Satzung, Vörstand, Bidriäge, Startkapital un so widder. Kuort un gued, de Plattdüütske Bühne Haltern wass up de Welt. In’n Summer 2013 wett de Bühne nu all fiewentwintig Jaohr old, un se is vandage, wann’m up de lange Riege van Erfolge kick, no so jung un kriegel äs an äöhren irsten Dagg.

 

 

 

Mährere van dehen, de an den Gründungsaobend daobie wassen, härrn vördem all  in Riäkelkusen bi den „Spielschar Vest“ Theaoterlucht snuppert: Edeltraud Matke, Theo Kleine-Schulte, Hermann Bergjürgen, Ulla un Uli Backmann un ook de daomaols no blootjunge Hannelore Gerdes. Obschonst düsse Hältersken Metspiäler in de „Vestmetropole“ un bi Gastspiäle groote Erfolge fiern konnen un to de driägenden Pieler van de Spielschar to tellen wassen, wuor ähr dat met de Tied doch te beschwerlick, winterdaggs manks drei maol inne Wiäke twiärs dör de Haard to de Prowen un Upföehrungen in de Naoberstadt te föehrn. Daorüm saggen se sick: „Wat se in Riäkelkusen küent, dat küent wi Hältersken all lange“. Un dat wass sotesäggen de Initialzündung för de Plattdüütske Bühne.

 

 

 

Dat irste Ensemble up un ächter de Büehne

 

 

 

1989, dat wass dat Jaohr van de groote Hälterske Siebbenhunnertjaohrfier. Allerhand Feste un Veranstaltungen wuorn all lange Tied in’t Vöruut plant. Ook de niee Plattdüütske Bühne wull daobie nich trügge staohn un de Hältersken ähr irstet Stüeck to präsenteern. Män dat was lichter plant äs utführt.

 

 

 

Wann bi de Vereensgründung ook eene stattlicke Riege Intresseerte daobie wass, so gaff sick dann een ganz anner Beld, äs’t nu dran gong, Metspiäler för dat irste Theaoterstüeck te finnen un de Rullen te verdeelen. Dao kreeg de eene off annere upmaol Angst vör de eegene Courage un trock gau den Stiärt in. Daobie harr dat irste Stüeck „Miene Tante – diene Tante“, een deftigen Buernschwank van Erhard Asmus, eegentlick acht dankbare „Bombenrullen“ te baiden. Nao ennige Wiäken hott un harr un vull Üöwertügungsarbeid hätt sick dann een Ensemble tesammenfunnen: Elisabeth Marwitz un Renate Schröer wassen de beiden Tanten, Maritha Hütter un Christoph Sebbel dat junge Paor äs Cousin un Cousine, Theo Kleine-Schulte de Knecht, Edeltraut Matke de Großmagd Fiene un Hannelore Gerdes die Kleinmagd Rieke. De „Buh-Mann“ in de allerirste Inszeneerung moss Heinz Kallhoff äs de fiese Landmaschinenvertreter Grassmeier sien. Aowwer met de Schauspiäler „up“ de Bühne wass’t jao nich gedaon. Jüst so wichtig wassen daomaols un sind ook vandage no de Lüe, we „ächter“ de Bühne de Fäden treckt: Uli Backmann wass de irste Regisseur, Elisabeth Sasse un Michaela Passmann satten äs Souffleusen inne Kiste.  

 

 

 

Daoför, dat daomaols de gröttere Deel van dat niee Ensemble dat allerirste Maol up de Bräer stonn, de angiewlick jao „de Welt bedüden“ süllt, un dat Lampenfeewer vör de Premiere Utmaote van eene Epidemie annomm, wassen de beiden irsten Upfüehrungen (25. + 26. Februar 1989) up de breede Büehne in’t Schoolzentrum Bombenerfolge. De Aula wass an beide Dage rappelvull, eenmaol sogar utverkofft. Män de Wegg daohen wass lang un beschwerlick. Drei Monnate vördem harr dat Ensemble twee maol inne Wiäke aobends in eenen Mährtweckruum buoben unnert Dack van de olle Volksbank anne Merschporte prowt. Van dat wiäkenlange Utwennigläern ant Huus un per Toncassette in’t Auto gar nich te küern.

 

 

 

De groote Publumserfolg un –tospruek forts in’t irste Jaohr hätt de Saake so eenen Schub giewen un dat Ensemble so beflügelt, dat de Enthusiasmus (daoför föllt mi keen Waort up Platt in) ook nu, fiewentwintig Jaohr läter, ümmer no anhöllt. In all de Jaohren gafft pünktlick ant lesde Januar-Wiäkenenne ümmer wier niee plattdüütske Stüecke te saihn. Nich een Jaohr wuor utsett’t, un ümmer hätt et klappt, dat pässige Ensemble tesammentestellen. Daobie wuor ümmer grooten Wärt drup leggt, de Rullen „alters- un typhengerecht“ te besetten. Wat meestied ook gued gelungen is.  

 

 

 

Sunndagg, den 27. Januar 2013, fieert daorüm de Plattdüütske Bühne Haltern in de Schoolzentrums-Aula met dat Lustspiäl „Veer Hänne för een Euter“ van Helmut Schmidt/Christoph Bredau ähre fiewentwintigste Premiere. Huopentlick met jüst so viel Biefall un tefriädene Besöeker äs all de Jaohren vördem. Fiewentwintig Premien in fiewentwintig Jaohr, we härr sick dat anno 1988 dröemen laoten?

 

 

 

Platt äs Früemdspraoke

 

 

 

Et giff Theaoterbesöker in Haltern un ook socken van utwärts, we in all de Jaohren de Plattdüütske Bühne un ähr Ensemble trüe bliewen un so gued äs alle Jaohren kuomen sind. Un Ennigen säggt regelmäötig Jaohr för Jaohr nao de Premiere: „Dat wass aowwer büs nu dat schöenste Stüeck“. De Theaoterlüe niehmt dat gärn äs Kumpelment un äs Dank för drei büs veer Monnatte hatte Arbeid an. Ook un gra för de lusticken plattdüütsken Stückskes mott jao de olle Theaoterküerie „Nicks is so swaor äs dat Lichte“ gellen. Wat up de Bühne so licht, locker un improviseert rüöwerkümp, dat is meest wiäkenlang hatt prowt un womüeglick büs to’t „Affwinken“ wierhaalt wuorn.

 

 

 

Un ook de plattdüütske Spraoke, we up de Bühne de jüngeren un ölleren Metspiäler so licht üöwer de Lippen kümp, is hatt un met viell Utwennigläern instudeert wuorn. Denn dat mäck eenen wichtigen Unnerscheid to de Anfangsjaohre ut: Vandage küent de meesten, we up de Bühne staoht, de Jüngeren all gar nich, van Huus ut nich mähr so recht Platt küern. Se müet’t daorüm faken ähren Text so äs eene Früemdspraoke Waort för Waort ut dat Rullenbook läern. Wat gar nich so licht is, dat Publikum sall jao nich mirken, wann eene Plattdüütsk „met hoogdüütske Muule“ küert. Män we eenmaol up de Bühne den Biefall van dat dankbaore Publikum kriegen hätt, de weet, dat sick all de langen Prowen, dat Läern Dagg för Dagg un all de monnatelangen Möhen luohnt.

 

 

 

De Publikumstospruek is ook no fiewentwintig Jaohr ungebruoken. Dusenfiefhunnert un mähr kuomt Jaohr för Jaohr. Daobie willt de Besöeker bi de plattdüütsken Upföehrungen eegentlick bloß dat Eene: hiärtlick lachen un sick twee Stunnen lang düftig amüseern. Gued besochte Vörstellungen häfft ümmer wier daoför suorgt, dat de Vereenskasse gued füllt wass. Ensemble un Vörstand häfft et sick daorüm van Anfang an to Upgawe maakt, ut de Reinerlöse soziale Projekte in Haltern finanziell to unnerstützen. Besünners üm de Wiehnachtstied kümp dat Geld bi de Famillgen, we’t nöedig häfft, ümmer gued an..  

 

 

 

Theaoterspiäl äs Teamwork

 

 

 

De Vereensmetglieder, aktive jüst so passive, kuomt daobie aowwer ook nich te kuort. Dat Jaohr üöwer gifft eene Riege van gemötlicke Veranstaltungen, Utflüge, Radtouren un Wiehnachtsfiern. De zünftigen Premieren- un Saisonaffschluotfiern nich te vergietten. De Vereen Plattdüütske Bühne hätt tüsken füftig un sessdig inschriebene Metglieder. Daovan draff’m so üm de füftein büs twintig Aktive äs den „hatten Kern“ ansaihn, de sick riegelmäötig äs Schauspiäler, för Regie un äs Soufleusen to Verfügung stellt. Nich te vergietten dat Bühnenbauteam, de Lüe an de Dageskasse, dehen we för Reklame suorgt un ook de, we ächter de Büehne för das leiblicke Wuohl tostännig sind. Theaoterspiälen is Teamwork, un düsse Gemeinschopsarbeid hätt büs nu ümmer bestgued klappt.

 

 

 

Daorüm willt wi huopen, dat dat ook bi de naigste Inszeneerung wier so is, för de de Prowen all siet September loopt. Dat Jubiläumsstüeck drägg eenen bietken spassigen Titel, näömlick „Veer Hänne för een Euter“. In dat dreiaktige Lustspiäl wett de aktuelle Fernseh-Dokusoap „Bauer sucht Frau“ düftig up de Schüppe nuommen. Dat Tesammenstooten van schrille, üöwerkandidelte Fernsehtyphen un brave, bodenstännige Buerslüe verspeck nu all drei Akte lang viell Plasseer. Man draff drup gespannt sien.

 

 

 

In dat Stüeck „Veer Hänne ...“ staiht een Ensemble van acht Lüe up de Büehne. Met daobie ennigen, we all 1989 met van de Partie wassen. So ook düttmaol wier Elisabeth Sasse, we daomet dat Kunststüeck ferrig brengt, in alle fiewentwintig Theaterstücke van 1989 büs 2013 aktiv äs Schauspiälerin off Souffleuse daobie wirst te sien. Dat sall ähr irst äs eene naomaaken!

 

 

 

P.S. Den Artikel häbb ick för das Hälterske Jaohrbook 2013 schrieben. In’t Jaohr drup, also 2014, gaff’t wier eene Nieinszenierung: „Dat Leiwesnest“, wat met grooten Erfolg veer maol spiält wuor. Män dann - 2015 – gafft dat irste Maol eenen Inbruek. Midden in de Prowen mossen wi upgiewen, wiel dat et Besettungsschwiergkeiten för eene männlick Hauptrulle gaff. Dat trüe Publikum hett et wahne beduert, dat wi 2015 nich spiälen konnen.

 

 

 

Owwer för 2016 häfft wi das sölwige Stüeck „Frau Meier wett Model“ wier ut de Trecke haalt un met licht verännerte Besettung nie instudeert. Up Fassnachtssunndagg 7. Februar sall de Premiere sien. Drückt us män kräftig de Dummen, dat alls klappt!           

 

 

 

 

 

Für die „hochdeutsche“ Minderheit:

 

 

 

Plattdeutsche Bühne Haltern:

 

 

 

Von „Miene Tante – diene Tante“ bis „Frau Meier wett Model“

 

 

 

Frühsommer 1988: Das Hinterzimmer des Lokals Reismann an der Rekumer Straße ist gut gefüllt. Eine bunte Reihe von Leuten kommt an diesem Abend zusammen, wohl gut zwei Dutzend Frauen und Männer. Obwohl die meisten von ihnen eigentlich Halterner Poahlbürger sind, kennen sich einige bislang noch gar nicht persönlich, sehen sich an diesem Abend vielleicht das erste Mal.  Zu der Versammlung bei Reismann hat Uli Backmann durch die Lokalpresse aufgerufen. Er hat sich mit einigen Gleichgesinnten vorgenommen, in der Seestadt endlich einen Plattdeutschen Theaterverein ins Leben zu rufen.

 

 

 

Platt, die alte Münsterländer Muttersprache, ist 1988 in Haltern noch recht lebendig. Die meisten der Älteren können noch Platt sprechen oder es zumindest gut verstehen. Das Interesse an plattdeutschen Döhnkes, Vertellkes und auch Zeitungsbeiträgen ist ungebrochen. Nur das Theaterspielen in der alten Mundart ist mit der Zeit zu kurz gekommen, ja, so gut wie ausgestorben.

 

 

 

In den Jahren vor und nach dem zweiten Krieg, mit Ausnahme der Nazi-Zeit, gab es gelegentlich noch stets gut besuchte Aufführungen des Cäcilien-Kirchenchores oder des Kolpingvereins. Auch Gastspiele aus Recklinghausen im Schmitz’schen Saal (Deli-Theater) fanden meist ein begeistertes Publikum. Etliche Interessierte machten sich mitunter auch auf den Weg in die Nachbarschaft nach Sythen oder Lippramsdorf, um dort plattdeutsche Aufführungen zu besuchen. Aber einen eigenen Plattdeutschen Theaterverein hatte Haltern bis dahin noch nicht auf die Beine stellen können.

 

 

 

Höchste Zeit also, diesem kulturellen Mangel abzuhelfen. Gerade deswegen kommen die 25 Leute an diesem besagten Abend 1988 bei Reismanns zusammen. Womit wohl kaum einer der Anwesenden gerechnet hat, schon wenige Wochen später, als man sich zum zweiten Mal in der Gaststätte trifft, um „Nägel mit Köpfen“ zu machen, wird eine Verein ins Leben gerufen. Mit allem, was dazu gehört, Satzung, Vorstand, Beiträgen, Startkapital. Kurz und gut, die Plattdeutsche Bühne Haltern ist auf der Welt. Inzwischen ist sie schon mehr als 27 Jahre alt, durchaus eine lange und erfolgreiche Zeit, dabei so jung und kregel wie in ihren ersten Tagen.

 

 

 

Mehrere derer, die an den Gründungsabenden dabei sind, haben vorher in Recklinghausen bei der „Spielschar Vest“ bereits Theaterluft geschnuppert: Edeltraud Matke, Theo Kleine-Schulte, Hermann Bergjürgen, Ulla und Uli Backmann und auch die damals noch blutjunge Hannelore Gerdes. Obwohl diese Halterner „Gastarbeiter“ in der Vestmetropole und bei zahlreichen Gastspielen große Erfolge feiern können und zu den tragenden Pfeilern der Spielschar gehören, wird es ihnen auf die Dauer zu beschwerlich, bei Wind und Wette irm Winter manchmal drei mal in der Woche durch die Haard zu den Proben und Aufführungen in die Nachbarstadt zu fahren. Darum sagen sie sich: „Was die Recklinghäuser können, das können wir Halterner schon lange.“ Und das war sozusagen die Initialzündung für die Plattdeutsche Bühne.

 

 

 

Im Jahr 1989 begeht man in Haltern die große Siebenhundertjahrfeier. Auch die neu gegründete Bühne steht im Veranstaltungskalender des Festjahres. Sie präsentiert dem heimischen Publikum ihr erstes Stück, „Miene Tante – diene Tante“. Doch das war leichter geplant als ausgeführt.

 

 

 

Ist bei der Gründung auch eine stattliche Reihe Interessierter anwesend, so ergibt sich ein ganz anderes Bild, als es daran geht, Mitspieler zu finden und die Rollen zu verteilen. Da bekommt der eine oder andere plötzlich Angst vor der eigenen Courage und zieht sich zurück. Dabei hat  „Miene Tante – diene Tante“, ein deftiger Bauernschwank von Erhard Asmus, eigentlich 8 dankbare „Bombenrollen“ zu bieten. Nach einigem Hin und Her und viel Überzeugungsarbeit findet sich dann endlich ein Ensemble zusammen: Eiisabeth Marwitz und Renate Schröer als die beiden Tanten, Maritha Hütter und Christoph Sebbel als junges Paar, Theo Kleine-Schulte als Knecht, Edeltraud Matke als Großmagd Fiene und Hanne Gerdes als Kleinmagd Rieke. Der „Buh-Mann“ in der allerersten Inszenierung muss Heinz Kallhoff als fieser Landmaschinenvertreter Grassmeier sein.

 

 

 

Aber mit den Schauspielern „auf“ der Bühne ist es ja nicht getan. Fast genau so wichtig sind damals und auch heute noch die Leute, die „hinter“ der Bühne die Fäden ziehen, damals Uli Backmann als erster Regisseur; Elisabeth Sasse und Michaela Passmann sitzen als Souffleusen „in der Kiste“.

 

 

 

Dafür, dass 1989 der größere Teil des neuen Ensembles zum allerersten Mal auf den Brettern steht, die angeblich ja „die Welt bedeuten“, und das Lampenfieber vor der ersten Premiere epidemische Ausmaße annimmt, sind die beiden Aufführungen  am 25. und 26. Februar auf der breiten Bühne im Schulzentrum Bombenerfolge. Die Aula ist an beiden Tagen voll, einmal sogar ausverkauft. Aber der Weg zu diesem Erfolg ist beschwerlich. Drei Monate vorher probt das Ensemble, zwei mal wöchentlich oben unterm Dach des alten Volksbankgebäudes am Merschtor. Von dem wochenlangen Auswendiglernen zu Hause und per Tonkassette im Auto gar nicht zu reden.

 

 

 

Der große Publikumserfolg und –zuspruch schon im ersten Jahr gibt der Sache einen kräftigen Schub und beflügelt das Ensemble so, dass der Enthusiasmus auch heute, 27 Jahre später, immer noch anhält. In all den Jahren gibt es pünktlich am letzten Januarwochenende immer wieder neue plattdeutsche Stücke zu sehen. Nur einmal – 2015 – wurde ausgesetzt, ansonsten klappt es immer, ein passendes Ensemble zusammenzustellen. Auch wenn inzwischen ein Generationswechsel stattfindet, es wird großer Wert darauf gelegt, die Rollen „alters- und typgerecht“ zu besetzen. Was fast immer gelingt.   

 

 

 

Es gibt Theaterbesucher in Haltern und auch solche von auswärts, die in all den  Jahren der Plattdeutschen Bühne treu bleiben und in jeder Saison zu den Aufführungen kommen. Und einige sagen regelmäßig nach der Premiere: „Das war bisher das schönste Stück.“ Die Theaterleute nehmen das gerne als Kompliment und als Dank für die 3 bis 4 Monate anstrengender Probenarbeit. Auch und gerade für die lustigen plattdeutschen Stücke gilt ja die alte Theaterweisheit „Nichts ist so schwer wie das Leichte.“ Was auf der Bühne ganz leicht, locker und selbstverständlich herüberkommt, wird zuvor meist wochenlang intensiv probiert und womöglich bis zum „Abwinken“ wiederholt.

 

 

 

Und auch die plattdeutsche Sprache, die auf der Bühne den jüngeren und älteren Mitspielern scheinbar so leicht über die Lippen kommt, wird  mit viel Auswendiglernen einstudiert.  Denn es macht einen wichtigen Unterschied zu den Anfangsjahren aus: heute können die meisten Mitspieler von Haus aus nicht mehr fließend Platt sprechen. Sie müssen darum oft ihren Text wie eine Fremdsprache Wort für Wort aus dem Rollenbuch lernen. Was gar nicht so leicht ist, das Publikum soll ja nicht merken, wenn jemand Plattdeutsch mit „hoogdüütske Muule“ spricht. Aber wer einmal auf der Bühne Beifall des dankbaren Publikums bekommen hat, der weiß, dass sich das lange Proben, das tagtägliche Lernen und all die monatelangen Mühen lohnen.

 

 

 

Dabei wollen die Besucher bei den plattdeutschen Aufführungen eigentlich bloß das Eine: herzlich lachen und sich zwei Stunden lang köstlich amüsieren. Gut besuchte Vorstellungen haben immer wieder dafür gesorgt, die Vereinskasse zu füllen. Ensemble und Vorstand haben es sich von Anfang an zu Aufgabe gemacht, aus den Reinerlösen soziale Projekte in Haltern zu unterstützen. Besonders in der Weihnachtszeit kommt das Geld bei bedürftigen Familien immer gut an.

 

 

 

Die Vereinsmitglieder, aktive genau so wie passive, kommen dabei  auch nicht zu kurz. Es gibt eine Reihe von Versammlungen, Ausflügen, Radtouren und auch eine Jahresabschlussfeier, die zünftige Premierenfeier nicht zu vergessen. Der Verein Plattdeutsche Bühne Haltern hat heute gut fünfzig Mitglieder. Davon darf man um die zwanzig Aktive als den „harten Kern“ ansehen, der  regelmäßig als Schauspieler, für Regie und als Souffleusen zur Verfügung steht. Nicht zu vergessen das Bühnenbauteam, die Leute an der Tageskasse, diejenigen, die für Reklame sorgen und auch die, die hinter der Bühne für das leibliche Wohl des Teams zuständig sind. Theaterspielen ist Teamwork. Diese Gemeinschaftsarbeit funktioniert bis jetzt immer sehr gut. Wenngleich nicht verschwiegen werden soll, dass es mit der Zeit immer schwieriger wird, die nötige Besetzung der Rollen und genügend Helfer zu finden.

 

 

 

Es steht zu hoffen, dass auch die neuste Inszenierung zu einer rundum gelungenen Ensembleleistung wird. In dem Zweiakter „Frau Meier wett Model“ stehen acht mehr oder weniger erfahrene Mitspieler auf der Bühne. Das Stück war übrigens schon für das Jahr 2015 geplant. Damals mussten die bereits angelaufenen Proben wegen Besetzungsschwierigkeiten abgebrochen werden, eine für alle Beteiligten sehr unerfreuliche Situation. Aber für 2016 holte man das Textbuch wieder aus der Schublade und wagte mit veränderter Besetzung einen neuen Versuch, der hoffentlich bei der Premiere am 7. Februar und in den weiteren Aufführungen am 13., 14. und 21. zu einem großen Erfolg wird. 

 

 

Dazu alles Gute, oder in der Bühnensprache: toi, toi, toi!